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Dienstag, 29. März 2016

Der Verrat an einer Legende

Mit Batman und Superman war es wie mit Rolling Stone und The Beatles. Man war für den einen oder für den anderen. Selten für beide. Ich war immer auf der Seite von Batman. Wenn auch immer mit gemischten Gefühlen. Batman war das pure Gegenteil des American way of life. Dunkel, düster, tiefgründig, das Gegenteil des überschäumenden Eifers eines Superman's der als Vorbild des optimistischen und unverwüstlichen Amerikas schlechthin galt. Batman war hingegen immer Sinnbild eines differenzierten sozialkritischen Lebens, durchaus mit dem Selbstverständnis eines Citoyens, der sich in den Dienst der Gesellschaft stellt, ohne sich von ihr all zu sehr vereinnahmen zu lassen.

An dieses Konzept hielten sich bisher die Batman-Filme, wenn diese auch mehr Hollywood waren als die ursprünglichen Comic-Hefte. Nun kommt einer daher und meint sich an dieser Legende abreagieren zu müssen und aus Batman einen gescheiterten Helden zu zeichnen. Das fängt schon bei dem sichtlich alternden Ben Affleck an, dessen Bewegungen jederzeit zeigen, dass die Jugendlichkeit sich von dannen geschlichen hat. Eine Fehlbesetzung ohne Wenn und Aber. Um das Batman-Konzept als beendet zu erklären, malt man Affleck noch die Schläfen weiss, derweil Superman in seiner vollen Manneskraft dargestellt wird. Die totale Demontage.

Auch sonst brilliert der Film mit viel Kulisse und wenig Handlung, viel Verpackung und kaum Inhalt. Geradezu lächerlich die Schlüsselstelle, an der die aufeinander gelassenen Kämpfhähne vor dem finalen Zustich davon Kenntnis nehmen, dass ihre beiden Mütter den Vornamen Martha trugen, resp. trägt. Mütter vereinen und lassen Bubenkonflikte schmelzen wie übersüsstes Eis an der Sonne. Und als ob soviel versinnbildlichte Weiblichkeit nicht genügen würde, taucht aus dem Nichts die Wonderwomen auf. Denn die beiden Gestählten - Batmann wird dazu in einen Panzer gesteckt, gegen den jede Ritterrüstung wie ein Négligé wirkt - sind vereint nicht stark genug um das Monster - hier grüsst die Vorlag der Orcs aus Herr der Ringe - um die Ecke zu bringen. Bleibt auch keine übrig, denn das Unwesen radiert eine halbe Stadt und eine ganze dazu aus. Zu dritt gelingt es dann. Die Hauptarbeit erledigt die Lasso starke Wonderwomen, die Lorbeeren ernten die beiden Herren.

Das Beste am Film war wie so oft, der Composer Hans Zimmer. Er reisst mit seinen Kompositionen viele dieser Filme aus dem Dreck, den sie veranstalten.

Meine Letterbox-Bewertung: 2 Sterne...

Der Link führt zu einem "geleakten" Trailer dieses Machwerkes. Die paar Minuten sind lustiger als die 156 Minuten Getöse und Gekrache.


Rare leaked footage I heard...
Posted by Brooklyn Hyde on Donnerstag, 3. März 2016






Mittwoch, 20. Januar 2016

The Digital Marketeers: The Marketing Force Awakens

Ausnahmsweise nehme ich nicht selber Stellung zu einem Film, der mich über alle Massen derart enttäuscht, dass ich keine Zeit mit der Rezension vergeuden will. Besser wäre es für die Marke Star Wars gewesen, man hätte sie ruhen lassen statt sie mit derartiger Impertinenz auszubeuten.

Ein Studierender meiner Digital Marketing Klasse an der Berner Fachhochschule für Wirtschaft hat sich mit dem Gesamtwerk befasst. Faszinierend dabei ist weniger der Film als dessen Vermarktung:

The Digital Marketeers: The Marketing Force Awakens: Gestern um Mitternacht fand die Schweizer Premiere des neusten Star Wars Films mit dem Untertitel « The Force Awakens » statt. Als langjäh...

Dienstag, 10. November 2015

Wie tickt Google? - Moonshot Thinking

Man stelle sich vor man würde eingeladen Teil eines neuen Landes zu werden. Eine Nation zu gründen, die keine Grenzen und noch keine Regeln hat, ausser, dass jeder denken soll was er denken will. Was wäre deine erste Massnahme?
Meine wäre es dafür zu sorgen, dass ich ganz viele, ganz gescheite Menschen um mich herum scharren würde. Menschen, die gescheiter sind als ich und einen grösseren Rucksack mitbringen als ich einen habe. Ich würde ihnen sagen, sie müssten frei denken und sie sollten TUN und ihr Bestes geben. Was würde geschehen? Wir würden innert weniger Jahren so stark werden wie die stärksten der alten Nationen und wir würden sie überholen. Wir würden soviele Menschen erreichen wie kein anderes Land und würden diese beeinflussen wie keine andere Regierung sie beeinflussen könnte. Und wir wären frei von allen Nationalismen. Gut, Demokratie würden wir nicht einführen. Wir würden als Team der Intelligentesten diese Nation regieren so wie wir sie aufgebaut haben. Weil wir wissen, was gut ist für die Menschen. Möchtest du nicht auch Mitglied dieser Nation sein?

Nein? Warum bist du es denn schon? Hast du noch nicht realisiert, wie wir dein Leben gestalten? Bei uns brauchst du keinen Pass. Falls du einen anderen hast, kannst du ihn bald beruhigt wegschmeissen, denn wir haben mehr über dich registriert als dein Staat, der dir den Pass ausgestellt hat. Glaube mir, unser Wissen über dich ist relevanter als alles was deine Wohngemeinde, deine Heimatgemeinde, dein Kanton und der Bund über dich weiss. Denn wir besitzen deine Daten. Daten die du uns freiwillig jeden Tag zukommen lässt. Weil du unsere AGBs entweder gar nicht gelesen oder deren Bedeutung überhaupt nicht verstanden hast. Siehst du. Bist du jetzt nicht ein guter Bürger, eine gute Bürgerin unserer Nation?

Inspiriert hat mich dieser Text wegen eines Gesprächs mit dem Institutsleiter eGovernment bei der Berner Fachhochschule und dem Vorwort von Google-Mitgründer Larry Page im Buch von Eric Schmidt und Jonathan Rosenberg mit dem Titel "Wie tickt Google?".
Enjoy!

Dienstag, 3. November 2015

Heimatschottland Heimatland

Heimatschottland war zu meiner Kinderzeit ein Ersatzfluch für Heilanddonner. Was man nicht in Anwesenheit Erwachsener sagen durfte. Von Erwachsenen habe ich es aber gelernt. Genauso wie heute die Jungen von Erwachsenen lernen über Ausländer zu fluchen oder sie gar zu hassen. 30% der Schweizer BürgerInnen haben diesen Herbst der Hasslinie der SVP zugestimmt, weil wir ein "Asylchaos" haben sollen.

Als ich ein Jugendlicher war, gingen wir auf die Strasse und demonstrierten gegen den Vietnam-Krieg, gegen den Militär-Umsturz in Chile. Wir waren Friedenstauben und lebten in Friede, Freude, Eierkuchen. Im Schweizer Film "Heimatland" ist keine Rede davon. Hier geht es in einer Parabel zur Sache. Nämlich der Analyse des Zustandes einer desorientierten Schweizer Bevölkerung, die sich von einer zahlungskräftigen Minderheit von 10% der stimmberechtigen Bevölkerung ins Boxhorn jagen lässt. Vor unserer Haustüre tobt seit vier Jahren ein Bürgerkrieg mit Millionen von vertriebenen Menschen, die sich diesen Herbst losgemacht haben aus ihren elenden Zeltstädten und sich auf den Weg nach Europa begaben. Wie eine Wolke treiben sie nach Mitteleuropa. Unheilsschwanger, alles bedrohend. So wird es im Film symbolisch dargestellt. Die beiden Jungregiesseure haben vor vier Jahren mit der Idee zu diesem Film begonnen. Da haben sie noch nicht wissen können, was wirklich auf Europa zukommen wird. Was sie wussten war, dass eine extremistische Politsekte das Schweizer Volk unablässig aufhetzt gegen andere Minderheiten, faschistoide Wahlkämpfe führt und so Schritt für Schritt die politische Agenda beherrscht, die jenseits der Wirklichkeit Themen setzt. Sinnlose, nur dem Zweck des unablässigen Machtaufbaus der Milliärdäre und Multimillionäre dienend. Im Herbst 2015 ist die Drohkulisse über dem Land Schweiz keine Fiktion mehr. Die Realität hat sie eingeholt. Soviel Fantasie hatten die 10 Filmemacher nicht, um nun eine Dystopie vorzulegen. Sie dokumentierten Realität. Ungewollt, aber mit zwingender Logik.

10 junge Filmautoren und -regiesseure haben gemeinsam einen dichten, manchmal schier unerträglich dichten Film produziert, dem jede Heiterkeit abgeht. Das sei schon verraten. Dort wo Hollywood etwa nach zwei Drittel des Filmes einen Höllenspektakel, generiert mittels Grafikcomputern, der uns seelische Erleichterung gebracht hätte, weil ja bei Hollywood die Guten in solchen Szenerien überleben, treibt Heimatland unbeirrt den Horror weiter. Und die "Guten" überleben es nicht, nur die "Zweitguten" entkommen dem, was in unseren Hirnen und Seelen schon längstens zum desaströsesten Sturm den wir je gesehen und überlebt haben. Auch das sei verraten. Ein richtig guter Kinofilm. Er sei hiermit dringend empfohlen.

Fazit: Unbedingt im Kino mit anderen Schweizern ansehen! Ich habe es auch getan und zwar mit Neo-Nationalrat Erich Hess und dem Ungewählten Thomas Fuchs. Sie haben es überlebt, ich habe sie überlebt.
Und: unbedingt die Karriere der Macher weiterverfolgen. Da sind Hochtalente am Werk gewesen. Und: nach dem Film sich sagen: Heilanddonner Schweiz, so kann es nicht weitergehen!

Montag, 7. September 2015

HELL'S CLUB.



So geht Cutting. Ein wirklich hervorragend gemachter Zusammenschnitt aus unzähligen Filmen mit fast jedem Filmstar der letzten Jahre. Als ob die alle im selben Club abfeiern würden....

Samstag, 13. Juni 2015

Love & Mercy

Für meine jüngeren Leser zum Einstieg, das waren die Beach Boys: Surfin USA.

Love & Mercy ist das Biopic über Brain Wilson, dem musikalisch-genialen Mastermind hinter den Beach Boys. Er ist der verantwortliche Komponist hinter dem so typischen Surf-Sound, der dem ganzen Staat Kalifornien seine akustische Identität verlieh und noch heute bei mir entsprechende Bilder provoziert, wenn bloss ein Akkord angeschlagen wird.

Mir war die tragische-dramatische Geschichte des Brain Wilson bisher nicht (mehr) bekannt. So ging ich mit interessierter Erwartung in diesen Film, der mich ziemlich überzeugte, und sehr berührte. Das hat sicher mit der sehr eindrücklichen schauspielerischen Leistung von Paul Dano zu tun, der Wilson in den entscheidenden jungen Jahren gibt. Demgegenüber scheint mir John Cusack eher etwas Mühe mit der Darstellung des späteren Brain Wilson zu haben. Den Bösewicht in diesem Film gibt der genail agierende Paul Giamatti. Seine Auftritt sind wie für einen Bösewicht vorgesehen (Es ist eine unumstössliche Regel, dass der Böswicht A. sehr ungenau gezeichnet wird, dass dessen Auftritte entsprechend selten und wenn, dann pointiert zu erfolgen haben.) spärlich, aber immer sehr intensiv und ausgesprochen böse und aggressiv. Giamatti macht das hervorragend. Zumindest bei mir krampft sich der Magen jedesmal zusammen und man begreift, wie sehr Brain Wilson unter seinem Psychotherapeuten leidet. Seine Gegenspielerin gibt die subtil wirkende und schliesslich befreiende Elisabeth Banks als Freundin und spätere Frau Melinda Ledbetter.


Der Film erzählt die Geschichte auf zwei Zeitebenen im Wechsel. Ob dieses beliebte Muster auch für diesen Film geeignet ist, daran zweifle ich. Linear erzählt hätte der Zerfall von Wilson eindringlicher erzählt werden können. So wie der Film nun geschnitten ist, wird der Zuschauer ständig aus dem Sog gerissen, in dem sich Wilson befunden haben muss. Derart verliert der Film an Dringlichkeit und Intensität.

Nichts desto Trotz lohnt sich dieses Biopic für all jene, die eintauchen wollen in ihre Kind- und Jugendzeit und besonders für die an der Popgeschichte interessierten Musikliebhaber.

Ich gebe für diesen Film 4-Sterne auf LetterboxD.

Jurassic World

Jurassic Park von Steven Spielberg löste 1993 eine einzigartige Dinosaurier-Welle über den ganzen Globus aus. Spielberg schuf mit diesem Projekt was nicht viele schaffen. Der Film war der Motor , ein einziger Werbespott für die Spielzeughersteller. Inhaltlich und filmisch war das alles nicht gerade herausragend. Speziell aber war die ganze Filmtrickserei und vor allem der Einsatz von CGI.

Jurassic World knüpft nun an der Trilogie an und treibt die Geschichte zu einem neuen Höhepunkt. Michael Crichton, der die Geschichten erfand, zeichnete auch dieses Mal wieder die Charaktere. Das Drehbuch folgt dem klassischen Prinzip des Hollywood-Secret. Mit anderen Worten, die Handlungen sind absehbar und entsprechend ist der Film getragen von Klischees und Langeweile. Das erste Filmdrittel kann man auslassen, weil es ausser der Intro der Charaktere wirklich zu nichts nutze ist. Dafür aber hat es das letzte Drittel in sich. Da fliegen die Dinofleischfetzen nur so durch den 3D-Raum. Die typisch gezeichnete Themenpark-Architektur wird in ihre Einzelheiten zerlegt. Übrig bleibt als Held der ins Alter gekommene Dino aus den ersten drei Teilen. Nein, nein, das war sicher keine Anspielung auf Steven Spielberg.

Zum Cast mag ich nicht viel sagen. Die Schauspieler verschwinden hinter der Stereotypie ihrer Figuren. Ob es Chris Pratt zum neuen Action-Star reicht, wird sich zeigen. Mir ist er als Typ viel zu nah an Sam Worthington.

Eigentlich ist der Film eine Schlafpille, aber wie erwähnt, ist das letzte Drittel genial gut gemacht. Darum gebe ich 3.5 LetterboxD-Sterne.