Ben Affleck nimmt uns in Gone Baby Gone in den Arbeitervorort Dorchester bei Boston mit.
Amerikaner sind der Meinung, dass es in den USA keine Slums gäbe. Ich
aber habe solche in der South Bronx, auf den Keys und in Los Angeles
gesehen. Sie unterscheiden sich unerheblich von jenen in Westafrika, die
ich zum Beispiel in Ghana mehrfach besucht habe. Die Geschichte basiert auf einer Novelle von Dennis Lehane gleichen Namens wie der Film.
Nun, in Afflecks Film geht es
nicht um Slums. Es geht um das 4 Jahre alte Mädchen Amanda
McCready, das man der
Junkymutter aus den Armen gerissen hat und es versteckt. Der Mutter ist
das so ziemlich egal,
auch wenn sie vor der Medienmeute so tut als ob sie entsetzlich
verzweifelt wäre. Es interessiert sie eigentlich nur, wie man aus der
Katastrophe Kaüitl schlagen könnte. Doch das tun andere auch und zwar
solche, von denen man es eher weniger erwartet. Nicht nur Ed Harris
spielt als Polizist eine zwielichtige Rolle, sondern auch aus Morgan
Freeman wird man sehr lange nicht schlau.
Die ganze Geschichte ist eine einzige Intrige, die in
einer solchen Dichte eben nur in Gesellschaften möglich ist, die auf
engem Raum den täglichen Horror der absoluten Armut und
Perspektivenlosigkeit organisiert.
Affleck schafft es in seinem Erstling
als Feature-Film-Regiesseur die allumfassende Beengtheit und Desillusionierung der
irisch-afro-amerikanischen Community in einer dichten Geschichte darzulegen.
American way of life ist das nicht.
Für diese Arbeit gebe ich 3.5 Sterne.
Es geht um Bücher, und um Filme und darum auch um mich, der Buch und Film rezipiert, kommentiert und zur Diskussion stellt.
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Mittwoch, 27. August 2014
Montag, 18. August 2014
Schweizer Filmförderung
Kaum in einem anderer Land sind Filme ausfinanziert bevor sie Premiere haben. In der Schweiz aber ist das so. Man möchte fast sagen, dass die Filmemacher genauso subventioniert werden wie die Landwirte. Allerdings nicht mittels Direktzahlungen, sondern mit Betteltouren und wohl überlegtem politischen Agieren. Ein an sich unwürdige Spiel. Föderalismus ist der Grund.
Insgesamt wurden 2013 über 65 Mio. Schweizer Franken in die Filmförderung gesteckt. Ca. 20 Mio. kommen vom Bund, der Rest von den Kantonen, Schweizer Fernsehen, privaten Stiftungen und so weiter.
Nun will der Bund 6 Mio. zusätzlich in die Filmproduktion stecken. Bundesrat Alain Berset gab das in Locarno anlässlich des Festivals bekannt.
Das könnte glücklich machen. Doch im Vergleich zu europäischen Budgets ist das immer noch ein Zustupf für eine Branche und von Filmindustrie kann keine Rede sein. Wer kleine Teiglinge in den Ofen steckt, kann keine Brotlaibe erwarten.
Man kann nun der Meinung sein, dass gerade beim Filmgeschäft die Produzenten dafür garantieren müssten, dass ein Payback stattfinden sollte. Im sog. Success Cinema geschieht das auch im Binnenmarkt. Doch im Exportmarkt gilt das Prinzip nicht und das ist falsch.
So wird es für private Investoren nie ein Thema sein, in eine Schweizer Filmproduktion zu investieren. Einzelne Ausnahmen ausgenommen. Nicht nur auf der Ebene Drehbuch sollten die Schweizer Filmemacher das "Hollywood Secret" anwenden, sondern auch auf der Ebene Produkt und Marketing. In dieser Frage aber ist das Filmland Schweiz auch im 21. Jahrhundert noch nicht angekommen.
Das zu ändern würde bedingen, dass man ganz vorn bei der Wertschöpfung anfängt. Bei der Bildung nämlich. Heute wird mehr schlecht als recht an verschiedenen Fachhochschulen das Filmhandwerk gelernt. Leider geschieht das ausschliesslich im Kontext der Kunst. Würden die Hochschulen interdisziplinär die Ausbildung vernetzen, also durchaus auch einen eher betriebswirtschaftlich orientierten Bildungsgang mit Schwergewicht Marketing fahren, würden sich die Filmfördermillionen als Investition in Arbeitsplätze auch lohnen. Film ist immer auch Kultur, nicht aber automatisch auch Geschäft. Und das ist falsch. Es bräuchte auch in der Schweiz beides.
Insgesamt wurden 2013 über 65 Mio. Schweizer Franken in die Filmförderung gesteckt. Ca. 20 Mio. kommen vom Bund, der Rest von den Kantonen, Schweizer Fernsehen, privaten Stiftungen und so weiter.
Nun will der Bund 6 Mio. zusätzlich in die Filmproduktion stecken. Bundesrat Alain Berset gab das in Locarno anlässlich des Festivals bekannt.
Das könnte glücklich machen. Doch im Vergleich zu europäischen Budgets ist das immer noch ein Zustupf für eine Branche und von Filmindustrie kann keine Rede sein. Wer kleine Teiglinge in den Ofen steckt, kann keine Brotlaibe erwarten.
Man kann nun der Meinung sein, dass gerade beim Filmgeschäft die Produzenten dafür garantieren müssten, dass ein Payback stattfinden sollte. Im sog. Success Cinema geschieht das auch im Binnenmarkt. Doch im Exportmarkt gilt das Prinzip nicht und das ist falsch.
So wird es für private Investoren nie ein Thema sein, in eine Schweizer Filmproduktion zu investieren. Einzelne Ausnahmen ausgenommen. Nicht nur auf der Ebene Drehbuch sollten die Schweizer Filmemacher das "Hollywood Secret" anwenden, sondern auch auf der Ebene Produkt und Marketing. In dieser Frage aber ist das Filmland Schweiz auch im 21. Jahrhundert noch nicht angekommen.
Das zu ändern würde bedingen, dass man ganz vorn bei der Wertschöpfung anfängt. Bei der Bildung nämlich. Heute wird mehr schlecht als recht an verschiedenen Fachhochschulen das Filmhandwerk gelernt. Leider geschieht das ausschliesslich im Kontext der Kunst. Würden die Hochschulen interdisziplinär die Ausbildung vernetzen, also durchaus auch einen eher betriebswirtschaftlich orientierten Bildungsgang mit Schwergewicht Marketing fahren, würden sich die Filmfördermillionen als Investition in Arbeitsplätze auch lohnen. Film ist immer auch Kultur, nicht aber automatisch auch Geschäft. Und das ist falsch. Es bräuchte auch in der Schweiz beides.
Dienstag, 5. August 2014
Flags from our Fathers
Der von Clint Eastwood und Steven Spielberg produzierte Anti-Kriegsfilm zeigt die Verlogenheit der Mächtigen, die Sinnlosigkeit des Krieges und die Unentrinnbarkeit der betroffenen Menschen schonungslos.
Flags of our Father erzählt die Geschichte der sechs Männer, die auf dem Bild abgebildet sind, das zur Ikonografie der USA gehört.
Eastwood, der neben der Regie auch für die Musik verantwortlich in diesem Film zeichnet, versteht es in eindringlichen Bildern und einer schier unerträglichen Geschichte die Hilflosigkeit ganz normaler Männer darzustellen. Männer, denen es nicht zumute ist als Helden gefeiert zu werden. Männer, die nach geschlagener Schlacht von der Politik dazu missbraucht werden, für Kriegsanleihen bei der Bevölkerung zu werben, um diesen elenden Krieg zu verlängern. Nachdem sie dem Morden entkommen sind, werden sie auf die Schlachtbank der sensationsgierigen Meute geführt. Das persönliche Schicksal wird dabei erstickt und die geschundenen Seelen zum Lachen gezwungen. Alles auf Befehl und alles ohne jede Rechtfertigung.
Ein wahrhafter Film von einem Eastwood, der sich nicht immer von der gerechten Seite und der richtigen Sache zeigt. Vielleicht muss man einen der ersten Sätze im Film auf ihn beziehen: oft sind die Menschen nicht das wofür man sie hält.
Ich gebe dem Film 4-Sterne.
Flags of our Father erzählt die Geschichte der sechs Männer, die auf dem Bild abgebildet sind, das zur Ikonografie der USA gehört.
Eastwood, der neben der Regie auch für die Musik verantwortlich in diesem Film zeichnet, versteht es in eindringlichen Bildern und einer schier unerträglichen Geschichte die Hilflosigkeit ganz normaler Männer darzustellen. Männer, denen es nicht zumute ist als Helden gefeiert zu werden. Männer, die nach geschlagener Schlacht von der Politik dazu missbraucht werden, für Kriegsanleihen bei der Bevölkerung zu werben, um diesen elenden Krieg zu verlängern. Nachdem sie dem Morden entkommen sind, werden sie auf die Schlachtbank der sensationsgierigen Meute geführt. Das persönliche Schicksal wird dabei erstickt und die geschundenen Seelen zum Lachen gezwungen. Alles auf Befehl und alles ohne jede Rechtfertigung.
Ein wahrhafter Film von einem Eastwood, der sich nicht immer von der gerechten Seite und der richtigen Sache zeigt. Vielleicht muss man einen der ersten Sätze im Film auf ihn beziehen: oft sind die Menschen nicht das wofür man sie hält.
Ich gebe dem Film 4-Sterne.
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