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Montag, 23. März 2015

Sean Faris

Johnny Depp (*1963), Brad Pitt (*1963) und Tom Cruise *(1962) haben die Grenze zu 50+ überschritten. Man nimmt ihnen den jugendlichen Macher, den Actionheld nicht mehr ab und wir werden erleben, wie sie allmählich ihr Rollenfach wechseln. Wenn sie als Schauspieler nicht untergehen wollen wie ein Harrison Ford leider tat.

Eine nächste Generation steht in den Startlöchern, bereit in die Fusstapfen der Grossverdienern zu treten.
Ich finde es immer wieder spannend zu beobachten, wer von den nachstossenden Talenten ein Hollywood-Kronprinz sein könnte. Dieses Wochenende entdeckte ich für mich Sean Faris. Typ, ähnlich eines Tom Cruise, ohne aber dessen Verbissenheit oder Ehrgeiz?

Ich sah in das erste Mal im Film The Fighters - Never Back Down.

Der Film aus dem Jahr 2008 erzählt die Geschichte eines Aussenseiters, der an eine neue Schule kommt und sofort als Underdog unter die Räder des stärksten Kämpfers an einer Schule in Orlando, FL kommt. Über den Verlauf der Geschichte braucht es kaum noch weitere Erläuterungen. Immerhin sei auf die filmische Solidität verwiesen und auf die bemerkenswerten Stunts und Darstellung der Ring- und Boxkämpfe. Und eben auf das Spiel von Sean Faris. Er füllte die Rolle mit grosser Authentizität aus. Dafür bekam er dann auch den MTV Movie Award. Dem Film gebe ich insgesamt 3-Sterne.

So heftete ich mich letztes Wochenende an Faris Fersen und schaute mir die Filme: Freerunner, Yours, Mine & Ours sowie Ghost Machine an.  So schlecht die Streifen waren, so schlecht fand ich auch die Arbeit von Faris. Soll einen das wundern? Nur im Remake von Im Dutzend billiger: Yours, Mine & Ours von Dennis Quaid brillierte er in einer Nebenrolle von Quaid als dessen ältester Sohn.

Für 2015 sind zwei Filme angesagt. The App und Avouterie. Beide scheinen der Kategorie B-Movie anzugehören.

Meine Prognose: Wenn der mittlerweile 33-jährige Faris demnächst eine seriöse Rolle in einem Blockbuster erhält, hat er sicher auf der Leinwand das Potential zum Star aufzurücken. Wie es allerdings in der Realität aussieht, weiss ich natürlich nicht. Hätte er nicht nach The Fighters durchstarten müssen? Warum hat er nachher vor allem für das TV gearbeitet und zwei unterklassige Filme gemacht? Ein Persönlichkeitsproblem oder eine schlechte Agentur?

Warum sind die meisten Schweizer Filme so schlecht?

Dieser reisserische Satz finden man im TagesAnzeiger-Magazin vom 21. März 2015. Die Story auf Seite 30 beginnt dann nicht mehr derart apodiktisch, der Titel heisst dann: "Filme machen lernt man nicht in der Schweiz". Autorin dieser Geschichte ist Denise Bucher (weder verwandt noch verschwägert).

Das alles ist natürlich ein ziemlicher Blödsinn, denn viele Schweizer Filme der letzten 40/50 Jahre sind für einen viersprachigen Kleinstaat gut. Man braucht nicht bis in die 70er zurückzugehen, wo der Schweizer Film seinen international beachteten Beitrag zum Nouvelle Cinema ablieferte. 


Und man muss nicht bis der "Chrieg" warten, bis man auf einen bemerkenswerten Film stösst. Der vierfach preisgekrönte "Der Kreis" zum Beispiel fand nicht nur in der Schweiz seine Bestätigung, sondern an ziemlich vielen anderen Orten der Welt auch. Obwohl es fast auch ein "Experimentalfilm" war. 

Fast scheint es, Denise Bucher wolle "Chrieg" hoch schreiben, gerade weil er beim Schweizer Filmpreis nicht der Abräumer war. Aber immerhin, wegen ihrem Beitrag werde ich mir den Film sicher noch anschauen gehen.

Was aber ist wahr am Artikel von Bucher? Unter Ivo Kummer als Chef Abteilung Film beim Bundesamt für Kultur scheint schon eher wieder das Mittelmass im Fokus zu stehen als bei seinem Vorgänger Nicolas Bideau. Dieser neigte zu kommerziellen Experimenten und setzte etwa mit dem verunglückten Animationsfilm Max und Co. einige Millionen in den Sand. So etwas wird Kummer wohl kaum durch gehen lassen.

Wie Bucher schreibt, ist die Basis des Films die gute Geschichte und das Drehbuch. Diese Meinung teile ich. Darum habe ich ja auch meinen Blog so benannt: Buch und Film. Beides interessiert mich brennend.

Man müsste man der Schweizer Filmförderung zurufen: weniger Filme, mehr gute Geschichten und überzeugende Drehbücher! Und: Mut zur Innovation!


Denn: gute Drehbücher kann man auch im Ausland verfilmen. Das zeigt ja der "Chrieg" auch, der sich der modernen Zeitrechnung angepasst hat und sich verhält wie die nächste James-Bond-Produktion. Die drehen auch in Österreich und tun so als wärs in der Schweiz. So wird optimiert und das zur Verfügung stehende Kapital ins Produkt gesteckt, statt in teure Sets. 


Würde man so tun, käme  auch der Titel des Artikels von Denise Bucher zum Stimmen: Filme machen lernt man nicht in der Schweiz - gute Geschichten erfinden und geniale Drehbücher schreiben, das schon.

Mittwoch, 18. März 2015

The Loft

Der belgische Regisseur Erik Van Looy zieht in seinem englischen Remake von The Loft ein echtes, auf weite Phasen ein spannendes Vexierspiel auf.

Fünf treulose Ehegatten kaufen sich ein gemeinsames Liebesnest für die Realisierung ihrer schärfsten Träume. Das geht so lange gut, bis sie eine mit Handschellen ans Bett gefesselten, scheinbar toten Frau finden. Einer von ihnen muss offensichtlich durchgedreht haben. Schliesslich gibt es nur fünf Schlüssel zur Loft. Der Film dreht sich nun kammerspielmässig umgesetzt um die Frage, wer der Mörder war.

So einfach ist der Plot. Komisch ist, dass Van Looy trotzdem zu erzählerischen Tricks greifen muss, die derart durchsichtig oder widersprüchlich sind, dass man als Zuschauer um Durchhänger nicht herum kommt. Ohne viel zu verraten, sei hier kritisiert, dass falsche Spuren legen vielleicht eher etwas für Vorpubertierende ist, nicht aber für durchschnittlich wache Zeitgenossen. Irgendeinmal langweilen einen die falschen Fährten. Ärgerlich wird es dann, wenn die ermittelnden Kriminalbeamten so hilflos wirken, dass die dann irgend einmal im Dialog selber feststellen müssen, dass sie nicht so doof sind. Das ergibt den einzigen Lacher in diesem Film, der ernsthaft ein Thriller sein möchte.

Das schafft er schon deshalb nicht wirklich, weil dem Kameramann offensichtlich jedes Talent abgeht, die Bilder in einem echten Thrill festzuhalten. Darum hier der Fernrat: Schaut euch bei Hitchcock um, der wusste mit minimalsten Mitteln, wie man eine simple Geschichte mit wenigen Kameraeinstellung auf Hochspannung trimmte.

Mein LetterboxD-Verdikt: 2 Sterne.

Montag, 16. März 2015

Man in the Machine

Was ich eigentlich nicht beabsichtige, ist hier Filme vorzustellen, die noch gar nicht im Kino sind, schon gar nicht bei uns in der Schweiz. Doch heute will ich eine Ausnahme machen.

Da kommt ein Dokumentarfilm über Steve Jobs: Man in the Machine  auf uns zu, der seit zwei Tagen offensichtlich zu reden gibt. The Hollywood Reporter berichtet von fünf Schlüsselstellen im Film von Oscar-Gewinner Alex Gibney, der offenbar keine Rücksicht auf Verluste nimmt und ein Portrait eines Mannes abliefert, der nahezu Popstar-Dimensionen erreicht hatte, obwohl er doch "nur" Computer baute.


Wir sehen hier einen kurzen Ausschnitt aus dem Film von Gibney mit Bob Belleville, Director of Engineering beim Macintosh von 1982 to 1985.  


Auch Variety berichtet vom ersten Screening und nennt das Biopic als zu tiefst kritisch. The Guardian meldet den Film als "Steve Jobs - seine saure Seite" an. Im Daily Beast wird der Film gar als Anti-Steve-Jobs-Film bezeichnet.


Alex Gibney ist ein Produzent und Filmemacher bekannt für Enron: The Smartest Guys in the Room (2005), Taxi to the Dark Side (2007) und Mea Maxima Culpa: Stille im Haus des Herrn (2012).


Man in the Machine wurde von CNN produziert und soll erst nächste Jahr ausgestrahlt werden. Falls eine Verleiher gefunden wird, rechnet man damit, dass er im Herbst in den USA in die Kinos kommt.


P.S. Mein Interesse an Steve Jobs ist evident. Ich war von 1984 bis 1993 Apple Wiederverkäufer in der Schweiz. Irgendwann Ende der 70er Jahre las ich das erste Mal von Jobs und Wozniak. Es gab einen Artikel im TELL, ein links-revolutionäres Szeneblatt der 70er Jahre, das von den beiden berichtete. Hauptsächlich ging es damals um die Bluebox, mit der man quasi das Telefonsystem knacken und so gratis telefonieren konnte. "Personal Computer" war damals noch kein Begriff. Da ich zu dieser Zeit das Technikum besuchte und mich auch mit Computer und Programmierung beschäftige und im Rest meiner Zeit politisch überengagiert war, beeindruckten mich die beiden Hippies sofort und ich heftete mich an deren Fersen...


P.P.S. Zu Bob Belleville gibt es diese Story:
And Then He Discovered Loops!

Author:Andy Hertzfeld
Date:April 1982
Characters:Bob Belleville, Rich Williams
Topics:Software Design, Management
Summary:Bob has written many lines of code
Bob Belleville in 1983
We interviewed quite a few candidates to replace Bud as the software manager before encountering Bob Belleville, who was one of the main hardware designers of the Xerox Star, the first commercial computer with a graphical user interface. He was intelligent and soft-spoken, and dryly skeptical about human nature. One of his many aphorisms was "The Law of Conservation of Misery" (no matter what course of action is taken, the total human misery in any given situation is maintained), which seemed particularly applicable to large computer companies.


Bob's background looked to be a lot stronger in hardware than software, so we were somewhat skeptical about his software expertise, but he claimed to be equally adept at both. His latest project was a rebellious, skunk-works type effort to make a low cost version of the Star called "Cub" that used an ordinary Intel microprocessor (the 8086), which was heresy to the PARC orthodoxy, who felt that you needed custom, bit-slice processors to get sufficient performance for a Star-type machine. Bob had written much of the software for Cub himself.

"I've got lots of software experience", he declared, "in fact I've personally written over 350,000 lines of code."

I thought that was pretty impressive, although I wondered how it was calculated. I couldn't begin to honestly estimate how much code I have written, since there are too many different ways to construe things.

That evening, I went out to dinner with my friend Rich Williams, who started at Apple around the same time that I did. Rich had a great sense of humor. I told him about the interview that I did in the afternoon, and how Bob Belleville claimed to have written over 350,000 lines of code.

"Well, I bet he did", said Rich, "but then he discovered loops!"

Quelle: CC: http://www.folklore.org/StoryView.py?project=Macintosh&story=Discovered_Loops.txt&sortOrder=Sort+by+Date&characters=Bob+Belleville - Abgerufen am 16.3.2015


Freitag, 13. März 2015

Citizenfour

Habe Citizenfour gesehen. Da bekommt man ohne entsprechende Vorwarnungen die geballte Ladung missbrauchter Staatsmacht auf den Kopf gehauen. Was da im Namen - von wem eigentlich? - getrieben wird, spottet jeder Beschreibung. 

Uns ist mit dem Internet wohl die grösste Freiheit der Menschheitsgeschichte entstanden. Nun hat das Web ein Monster geboren. Das Monster muss "Demokratiekiller" genannt werden. Von sich anmassenden Beamten gezüchtet und zur vollen Blüte gebracht und von überforderten Politikern gehätschelt und alimentiert.

Kommt im Film nie vor, aber er dirigiert als Direktor der NSA die Globalüberwachung: James R. Clapper

Wenn wir dieser Tatsache und jeder weiteren Entwicklung nicht radikal Einhalt gebieten, wird das Internet zum Gefängnisvorhof von Jedermann, nicht nur von Edward "Citizenfour" Snowden.


Der mehrfach preisgekrönte Dokumentarfilm von Laura Pointras über Edward Snowdon und Glen Greenwald  erzählt in dichten und exklusiven Bildern den ganzen Prozess der Aufdeckung des NSA-Skandals. Man kann sich nun vorstellen, welche Risiken Snowdon eingegangen ist und wie er unter einer permanenten Anspannung stand und vermutlich immer noch steht. Wer auf solche Weise die noch nicht gesühnten Verbrechen aufdeckt, muss wohl mit dem Schlimmsten rechnen. Nur die Geschichte wird ihm wohl recht geben.

Dieser Film muss Pflichtstoff für jede und jeden sein, dem die Freiheit und Verantwortung am Herzen liegt. Und vor allem all jener, die in ihrem Land dafür sorgen wollen, dass die Nachrichtendienste in ihren Möglichkeiten eingeschränkt werden. So muss zum Beispiel die erneute Revision des BÜPFs in der Schweiz mit allen demokratischen Mitteln bekämpft und verhindert werden. Keine weiteren Budgeterhöhungen für Nachrichtendienste mehr, muss die Losung heissen.


Um es klar zu machen. Ich bin nicht gegen den Kampf der Feinde der Demokratie und ich erwarte auch, dass Verbrechen in all seinen Formen verhindert oder geahndet werden sollen. Aber nicht für den Preis, den die NSA vorgegeben hat. So etwas können wir uns nicht leisten.

Und noch etwas direkt an Edward Snowden gerichtet:

Ob Sie in der aktuellen Schweiz wirklich gut aufgehoben wären, müssen Sie sich schon gut überlegen. In unserem Land herrscht Xenophobie und auf unsere Behörden ist nicht auf jeden Fall Verlass, zumal sich die Behörden unter Druck einer rechtsextremen Partei gesetzt sehen. Würde Sie diese Partei mit offenen Armen empfangen, sähe ich Sie unter bestem Schutz. Ich befürchte aber, dass Sie mit dem was Sie getan haben, nicht dem Idealtypus dieser Partei entsprechen. 

Donnerstag, 12. März 2015

Route 66 - und er tut es wieder!

Es ist ja nicht eine einfache Sache so ein Abenteuer zu finden, bei dem man nicht unbedingt Kopf und Kragen riskiert. Dres Balmer ist Spezialist für solche Abenteuer.


Dres Balmer mit Rückenwind
Dres Balmer, bekannt als Reiseführer aus der SRF3-Samstagmorgen-Sendung "Uf und dervo", hat den Veloreiseführer Route 66 geschrieben.

Das heisst, Balmer fuhr die rund 4'000 km lange Überlandstrasse zwischen Chicago und Los Angeles mit dem Velo ab, um uns darüber berichten zu können, was es Sehenswertes und weniger Sehenswertes oder gar nichts zu sehen gibt entlang dieser legendären Strasse der Hoffnung.


Balmer schreibt wie er redet. Das ist unbedingt nötig, denn er macht beides auf sehr unterhaltsame und originelle Weise. Wer den Berner Oberländer Dialekt mag, wird ihn im Ohr haben, was seine Schilderungen noch authentischer macht.

Es gibt unzählige Route-66-Führer. Ich habe diesen gewählt, weil ich mir erhoffte mehr zu erfahren von einem, der das mit dem Velo machte als einer, der die Strecke mit dem Auto abfährt. Ich wurde nicht enttäuscht. Balmer hat Dinge erlebt, die man als Autofahrer, selbst in einem Cabrio, gar nicht vor den Kühler bekommt. Er hingehen reichlich Dinge vor das Guidon. Ich rede nicht von den unzähligen Plattfüssen, die Balmer reparieren musste und auch nicht vom Gegenwind, Balmer's grösster Feind auf dieser Tour. Ich meine etwa den Zustand der Strassen und speziell die Pannenstreifen oder die Menschen, die beim Velo immer auf Rufweite zu erreichen sind. Und wo sonst als bei einem Velofahrer bekommt man ein Inventar darüber geliefert was sich neben der Fahrbahn findet?

Mir wäre es nie in den Sinn gekommen, mit dem Velo die Route 66 abzufahren. Nicht weil ich dazu etwa a priori zu faul oder zu feige wäre, ich fahre zuhause immer Velo, besitze nicht mal ein Auto, sondern weil ich gelernt habe, dass man in den USA ohne Auto so ziemlich chancenlos verloren ist. Balmer geht das so und er beschreibt seine Befürchtungen und die Lösungen dazu auch. Er ist eiN Meisterdresseur seines inneren Schweinehundes. So darf man den Reiseführer auch lesen.

Macht genau dieser Effekt dann das eigentliche Abenteuer aus? Nicht aus meiner Sicht. Denn mein Trip wird wieder mit meinem Sohn sein, mit dem ich letztes Jahr im Sommer die Florida-Tour machte. Siehe dazu unseren On-The-Road-Trip-Blog.
Wir planen im Sommer 2016 in Detroit einen Ford Mustang Convertible zu kaufen und dann die Tour Detroit-(Zu Besuch bei Verwandten)-Chicago-Oklahoma(ein weiterer Verwandten-Besuch)-Los-Angeles-San-Franzisco-Silicon-Valley zu unternehmen. Ziel ist die Standford University, wo wir erkunden wollen, was wir dort lernen könnten.


Doch nach der Lektüre von Balmer's Reiseführer wanke ich. Könnte man die Tour auch anderes organisieren? Es ist ja noch eine Zeit bis dahin. LAssen wir die Entscheidungen reifen.

Ich fragte bei Dres Balmer nach. Vielleicht hat er noch ein paar aufmunternde Argumente, sich die doppelte Zeit zu nehmen. Ich wollte wissen:


1. Würden Sie diese Tour nochmals machen? Oder eine ähnlich lange und anstrengende?
2. Nicht nur aus Sicht der Amerikaner ist ein solches Unterfangen ein Projekt eines Eigenwilligen. Warum soll man einmal im Leben so etwas tun und was kann man sich und den anderen damit beweisen? Muss man sich in einem bestimmten oder unbestimmten Alter so oder anders heraus fordern?
3. Was bleibt nach einem solchen Abenteuer zurück?

Dres Balmer's Antworten gebe ich hier 1:1 wieder:


1. Noch einmal machen? Ja, dieses Jahr vom 1. Mai bis 1. Juli, mit sechs Radlerfreunden und einer Velofreundin. Lang, anstrengend? Lang: Die Route 66 ist mit ihren rund 4'000 Kilometern und 18 000 Höhenmetern ein eher mildes Unternehmen im Vergleich zu den Umrundungen des Schwarzen Meers und der Ostsee, die wir danach unternommen haben, bei denen man auf bis 5'500 km 50'000 Höhenmeter schluckt. Wie anstrengend ?: Das kann der Fahrer stark mitbestimmen. Es gibt Leute, welche die R 66 in drei Wochen machen und sich so auf den Sport konzentrieren. Ökonomische Fahrweise und ein paar Ruhetage mildern die Anstrengung. Dann: Den meisten Menschen ist nicht bewusst, ein wie effizientes Fortbewegungsmittel das Velo ist, mit wie wenig Kraft man wie weit kommt. Der Wirkungsgrad beim Velofahren ist ein Vielfaches des Wirkungsgrades von Motorfahrzeugen. Die Meisten denken: Jesses Gott, 4'000 Kilometer mit dem Velo, und wissen nicht, dass auch ungeübte Anfänger nach einer Woche locker hundert Kilometer am Tag radeln. Es gilt da nur, Vorurteile hinter sich zu lassen, verbreitete Unkenntnis durch eigene Erfahrung abzubauen, dann ist es wie eine Erleuchtung. Und dann ein wenig psychologische Selbstüberlistung: Die Zahl viertausend vergessen, höchstens an hundert denken, und nach einer Woche stellt man staunend fest, dass man schon siebenhundert, also ein Fünftel des Gesamtkunstwerks, geschafft hat. 

2. Eigenwillig. Die Route 66 ist ein Monument der USA, der Geschichte der Automobilität, des Amerikanischen Traums vom Paradies im Westen, von der Enttäuschung dort (–> Früchte des Zorns), sie ist eine der schönsten und traurigsten Landstrassen der Welt, sanft, mit nur einem Pässchen. Sie ist eine grandiose Einladung an Velofahrer, und für einen solchen Klassiker braucht es eigentlich nicht viel Eigensinn, aber ein wenig Entschlossenheit, Ausdauer und Geduld schon. 

Im Vergleich zu wackerer Tourismus-Ästhetik allerdings braucht es für die Fahrt schon etwas Eigensinn. Der Tourist fragt: Was gibt es auf der Route 66 für Sehenswürdigkeiten zu bewundern? Antwort: Fast keine. Also geht der Tourist, welcher Death Valley, Yosemite und Las Vegas braucht, an diese Orte, und die Route 66 ist da für Reisende, die Anderes sehen können als Sehenswürdigkeiten.

Warum man es tun soll? Lebe deinen Traum, statt nur vom Erlebnis zu träumen, oder so ähnlich. Beweise? Es ist körperliche, seelische, geistige Lebensfreude. Dann das Verschiebe-Phänomen: Die meisten sagen, sie machen die Route 66, wenn sie pensioniert sind, dann aber haben sie einen dicken Bauch und sind faul geworden, machen sie nicht.


3. Schöne Erinnerungen, Freude, ein bisschen Stolz, und Lust, Ähnliches zu probieren.

Dienstag, 10. März 2015

Le Printemps du Cinema

Drei Tage lang für 3.50 Euro ins Kino. Das kann man zum Frühlingsbeginn in Frankreich. Damit wirbt die französische Fédération National des Cinémas Français gegenwärtig in den Kinos für den Besuch der Kinos.

Das wird mit einem Spot besonderer Güte hier getan:


Wer erkennt sie nicht, die vier Schwiegersöhne?
(Es soll Leute geben, die diese köstliche Komödie nicht gesehen haben: Monsieur Claude und seine Töchter.)

Aber nicht nur einen Kinospot lassen die Franzosen laufen, sondern auch gerade eine ganze Webseite steht für diese Aktion zur Verfügung: Le Printemps du Cinema

Ich finde das alleweil eine bessere Massnahme die Leute wieder ins Kino zu bringen als diese Drohungen über Filmpiraterie. Werbung gegen Filmpiraterie ist eh Werbung für Filmpiraterie. Das haben erstaunlicherweise die deutschsprachigen Kino- und Filmmanager noch nicht geschnallt.

Sonntag, 8. März 2015

Sling Blade

Eine dichte Sozialstudie über den geistig behinderten Karl, der als Jüngling seine Mutter und deren Liebhaber mit einer Sichel (Sling Blade) umbrachte. Ein fataler Irrtum, wie er dann später in der psychiatrischen Klinik lernte. Viele Jahre später wurde er aus der Klink als "geheilt" entlassen, um ein "normales bürgerliches" Leben zu führen. Das liess sich auch gut an, obwohl der völligen Unterstützung beraubt und überhaupt nicht auf ein Leben da draussen vorbereitet. Und es kommt wie es kommen muss. Er gerät wieder in eine kleinkarierte und komplett vermiefte Lage und die Geschichte entwickelt sich zu einem unentrinnbaren Sog.

1995 schrieb, drehte und spielte Billy Bob Thornton diesen langsamen, eindringlichen Film. Mit 860'000 $ verbrauchte Thornton ein "Schweizer Budget" und erntete bis 1997 24.5 Mio. $ alleine in den USA. Nun wird der Film über die digitalen Kanäle neu aufgelegt.

Der Film hat nichts an Aktualität verloren. Das Problem der sozialen Verwahrlosung der Unterschicht ist nicht ausgeräumt. Im Gegenteil. Austeritätspolitiken in den westlichen Gesellschaften sorgen für die Verschärfung der sozialen Unterschiede. Eine Entwicklung, die mit Sicherheit keine Rücksichten auf die Schwächsten in den Gesellschaften nimmt.


Thorntons Film ist auch ein Buddy Movie, tauchen doch in Kürzestrollen Robert Duvall und Jim Jarmusch auf.

Der für mich überraschende Independent Film verdient 4 Sterne.

Samstag, 7. März 2015

Chappie

Wem District 9 gefallen hat, dem wird Chappie auch Freude machen. Obwohl Chappie auf Hollywood-Glanz poliert wurde. Das ist sehr schade, weil District 9 schon sehr punkig und näher an der südafrikanischen Realität war. Daraus leidete sich eine Ästehik ab, die man vorher so noch nicht zu sehen bekam.

Chappie erzählt uns die Geschichte von der Vision menschlicher Gefühle fähigen Robotern. Wir sehen, dass der Mensch an sich böse ist und die guten unter ihnen ständig unter die Räder der Bösen kommen. Den Guten muss geholfen werden und das geschieht dadurch, dass das menschliche Bewusstsein auf Roboter übertragen werden kann. Die Bösen arbeiten derweil am bösen Polizeiroboter der alle bösen Gangster dahinraffen soll. Klar, dass die Grenzen zwischen den guten Bösen und den bösen Bösen verwischen und die einen plötzlich auf der Seite des anderen sind. Es mutet dialektisch an, dass am Ende...doch das sei hier nicht verraten, wenn es im Film selber bald klar ist wohin aus das alles laufen soll.

Richtig lustig ist der Einfall, dass die in die Tage kommenden Schauspieler Sigourney Weaver und Hugh Jackmann die Bösen spielen die die Guten sein sollten und die Jungen Darsteller Dev Patel (Who want to be a millionair?) und Sharlto Copley auf der richtigen Seite stehen.

Trotzdem der talentierte Drehbuchautor und Regisseur Neill Blomkamp sich hollywoodisieren lässt (er machte zwischen District 9 und Chappie den Blockbuster Elysium mit Matt Demon), gebe ich dem Film 3.5 Sterne und ein Like.

Freitag, 6. März 2015

Oops! Noah is gone...

Zwar wird der Film Oops! Noah is gone... als Familienfilm angepriesen. Doch er vermag als "Erwachsener Film" nicht volle 85 Minuten zu packen. Es ist in meinen Augen ein klassischer Kinderfilm, dessen Länge sowohl den Kindern wie auch den Produzenten einiges noch einiges abverlangen wird. Die Kinder müssen sich in Konzentration über die Länge von zwei Unterrichtslektionen üben. Und die Produzenten in Verkaufskunst.



Der von Ulysses Filmproduktion, (D), Fabrique d'Images (Lux), Grid Animation (Bel) und Moetion Films (IRL) in Koproduktion hergestellte Film ist für mich ein typischer europäischer Anti-Marketingfilm, weil sich die anvisierten Teilzielgruppen nicht im Film wiederfinden können.  Dabei kritisiere ich keineswegs die sorgfältige und sehr ästhetische und fantasievolle Umsetzung, sondern eben den Mangel an der Vielschichtigkeit der erzählten Geschichte. Für Erwachsene taugt sie nicht und man quält sich über die Zeit. Hat man die Pflicht, mit 5-6-Jährigen ins Kino zu gehen, wird man sich vermutlich sehr nerven müssen, weil sich die Kleinkinder keine 85 Minuten auf die Leinwand bannen lassen. Also fragt sich: für wen wurde der Film gemacht?

Der Film wird in LetterboxD nicht geführt. Ein weiterer Hinweis darauf, dass Mangel an Marketingwissen herrscht. Entsprechend will ich ihn nicht bewerten.

Yellowbird oder Gus - Petit oiseau, grand voyage

Die französisch-belgische Koproduktion Yellowbird, die auch in einer bemerkenswerten  englischen Version vorhanden ist, hat es wirklich verdient, ein grosser Erfolg im Kino und den anderen Verwertungen beschieden zu sein. Dass es so kommen wird, davon zeugen die Kinoeintritte in Frankreich von über einer halben Million. In der Schweiz soll der Film im Juni in die Kinos kommen.

Was den Film auszeichnet, ist seine visuelle und erzählerische Qualität. Auch hier darf man feststellen, dass die Europäer sich inzwischen nicht mehr hinter den amerikanischen Animationshäusern verstecken müssen. Die Ästhetik der Bilder ist hinreisend.

Der kleine gelbe Vogel, einem echten Vogel ornitologisch genau nachgezeichnet, wie im Übrigen alle anderen Vögel auch, muss sich als Aussenseiter einer blauen Vogelfamilie bewähren und die Familie in den Süden führen, nachdem das Familienoberhaupt von Katzen gejagt, aber nicht erwischt wurde, seinen Verletzungen aber  trotzdem erlag. Erst aber, nachdem er seiner Tochter, die ihn der selben Altersgruppe angehört wie der oft zerknitterte gelbe Vogel, zuflüstern konnte, dass der gelbe Vogel sie sicher nach Afrika führen würde. Dass dies dem Nebenbuhler von Gus, wie der gelbe Vogel in der französischen Version heisst, nicht passen würde, ist dem Storytelling geschuldet und sorgt für die unausweichlichen Konflikte.

Yellowbird schafft es locker einen Spannungsbogen über 90 Minuten auszufüllen. Gewisse Längen mag man ihm nachsehen, weil die Bilder immer faszinierend bleiben.

Erwähnenswert sind übrigens auch zwei der 11 Vogelstimmen. Danny Glover spricht den Darius, Dakota Flemming den weiblichen Hauptpart der grazilen Delf sowie Seth Green, der Stimme von Chris Griffin aus Family Guy, den Yellowbird Gus.

Ich gebe dem Film 4 Sterne bei LetterboxD.

Donnerstag, 5. März 2015

Mortadelo & Filemon. Mission: Implausible

Es ist vorauszuschicken, dass Mortadelo & Filemon in der hispanischen Kultur etwa so bekannt ist wie Tim & Struppi oder Asterix und Obelix. Davon zeugt die Google Seite.
Es existieren auch Realfime (hier ein Beispiel) mit diesen zwei Charakteren.

Doch ich schreibe hier über den Animationsfilm Mortadelo & Filemon. Ich möchte es vorneweg nehmen und ein Warnschuld anbringen: Menschen mit Herzproblemen sei die Rezeption dieses Werkes abgeraten! Zielpublikum sind vermutlich ADSL geschädigte Menschen, denen rasanter Filmschnitt als schwacher Versuch vorkommen muss, sie nervös zu machen.

Nun, ich kann eigentlich kein fachmännisches Urteil über diesen Film abgeben, weil ich Minuten lange Pausen eingelegt habe und weggenickt bin. So reagiert bei mir mein Hirn, wenn es von einem Bildersturm heimgesucht wird.

Inhaltlich lässt sich wenig sagen, sondern man kann nur auf den Untertitel verweisen: Mission: Implausible. Volle 91' Minuten lang wird auf die beiden Spione - das ist wohl der eigentliche Job der beiden Figuren - eingedroschen, dagegen wirkt Tom & Jerry wirklich wie aus dem letzten Jahrhundert.


Doch die Produzenten haben am Markt recht bekommen. Sie verzeichneten alleine in Spanien 6 Mio. Ticketverkäufe. Was sich im südamerikanischen Hinterland des spanischen Gesamtmarktes so zusammen sammeln lässt, dahin wurde der Film schon verkauft, wurde an der Cartoon Movie nicht kommuniziert. Da Warner Bros. den Film vertreibt, ist damit zu rechnen, dass auch andere Märkte das Vergnügen haben werden diesen Film zu sehen zu bekommen.

Ich habe keinen Stern  für dieses Projekt übrig.

Obiger Trailer stammt aus der ersten Cartoon-Umsetzung. Einfach mal so zur Stilstudie.

Mittwoch, 4. März 2015

Shaun the Sheep

Kann man einen 85 Minuten dauernden Film ohne einen einzigen Dialog durchziehen, so dass ein professionelles Filmpublikum andauern lachen kann? Kann es mit einem Animationsfiilm machen? Zur Zeit des Stummfilms konnten das alle. Inzwischen ist der Film sehr geschwätzig geworden. Aber Mark Burton und Richrd Starzak von Aardman Animations konnten das mit Shaun The Sheep. Erlebt habe ich den Vorgang an der Branchenkonferenz Cartoon Movie in Lyon am 5. März 2015. Der Film hat nicht nur vor dem Fachpublikum bestanden, die Macher wurden sogar als beste Directors mit dem Cartoon-Branchenpreis geehrt. Mark Burton ist übrigens bereits für Grossproduktionen wie Madacaskar, Chicken Run und Wallace & Grommit bekannt.


Mit Shaun the Sheep, der auch bald in die Schweizer Kinos kommen wird, ist den beiden Meistern des Fachs ein vergnüglicher Familienfilm gelungen, der sich hinter keiner Pixar Produktion zu verstecken braucht. Shaun ist längst ein bekannter Animationscharakter und vielen Kindern auf der ganzen Welt bekannt. Ein Blick auf das Angebot bei Amazon belegt die Vielfalt.

Der mit einem Budget von geschätzten 12 Mio. Euros realsierte klassische Stop Motion Film ist derart auf Details versessen, dass man vor lauter Schauen nicht merkt wie die Zeit verstreicht. Und nicht nur das, der Film strotzt vor cinematografischen Zitaten. Es kommt einem so vor als ob jede zweite Szene an irgendeinen anderen Film erinnert, aber das könnte auch nicht stimmen. Der Film hat grosses cineastisches Format. Neben Planet der Affen und Hannibal Lector werden auch die Beatles verappelt. Wer entdeckt noch andere?








Wann genau Shaun in der Schweiz ins Kino kommt, ist mir nicht bekannt. Wer sich aber heute schon damit beschäftigen will, findet Informationen auf der deutschen Webseite: Shaun das Schaf.



Ich gebe dem Film 4 Sterne und ein like.

Montag, 2. März 2015

American Sniper

Wenn der Republikaner Clint Eastwood einen Kriegsfilm dreht und ihn American Sniper, mit Bradley Cooper in der Hauptrolle, nennt, dann geht man da mit den Vorurteilen "Heldenepos" und "Patriotische Elogie" ins Kino. Und man wird nicht eines anderen belehrt. Leider, denn Eastwood hat schon einen eindeutigen Anti-Kriegsfilm abgeliefert: Flags from our Fathers.

Allerdings, in American Sniper ist der Held nicht einfach ein Held, sondern ein Mensch, eine Rolle an der man sich reiben kann. Das Primat der Gewalt ist beim demokratischen Staat. Dieser Staat aber delegiert den Vollzug seiner Gewalttätigkeit an Menschen und die tun dann ihren Job. Dabei frägt der Staat nicht, und erprüft nicht, und wägt nicht ab, was mit solchen Menschen dann wirklich geschieht. In solchen Filmen stehen die Täter, die in der Folge auch Opfer sind, immer alleine da. Daraus besteht der Hauptkonflikt solcher Movies.

Eastwood's Sniper geht dreimal in den Irak und killt dort auf Distanz 160 Menschen, von denen wir die Gründe, warum sie vor den Lauf des staatlich lizenzierten Killers geraten, nichts erfahren. Es ist ja auch Krieg und im Krieg gibt es Opfer. Opfer, die uns nicht zu interessieren haben. Denn nur ein toter Terrorist ist ein guter Terrorist. Mehr gibt es zu ihm und seinen Umständen nicht zu sagen.

Eastwood ist ein Meister seiner Kunst und darum gibt es in diesem Film auch meisterhafte Wendungen und eine meisterhafte Inszenierung. Er organisierte einen beängstigenden Symbol schwangeren Wüstensturm, in dem sich die amerikanischen Soldaten verirren und jede Orientierung verlieren. Damit bricht Eastwood die patriotische Attitüde, die an dieser wahren Geschichte anhaftet. Wüstensturm ist die totale Desorientierung, die naturgegebene Sinnlosigkeit, die zerstörende Kraft durch Milliarden von Sandkörner die in Schallgeschwindigkeit durch die Luft jagen. Der Wüstensturm macht den Film American Sniper zum Anti-Kriegsfilm.


Kriegsfilmen gebe ich aus Prinzip nicht mehr als drei Letterboxd-Sterne, diese aber hat dieser Film verdient, sowieso mit dem Komödianten Cooper in einer gewandelten Rolle. Und meine Vorurteile habe ich auch etwas relativiert.