Translate

Dienstag, 10. November 2015

Wie tickt Google? - Moonshot Thinking

Man stelle sich vor man würde eingeladen Teil eines neuen Landes zu werden. Eine Nation zu gründen, die keine Grenzen und noch keine Regeln hat, ausser, dass jeder denken soll was er denken will. Was wäre deine erste Massnahme?
Meine wäre es dafür zu sorgen, dass ich ganz viele, ganz gescheite Menschen um mich herum scharren würde. Menschen, die gescheiter sind als ich und einen grösseren Rucksack mitbringen als ich einen habe. Ich würde ihnen sagen, sie müssten frei denken und sie sollten TUN und ihr Bestes geben. Was würde geschehen? Wir würden innert weniger Jahren so stark werden wie die stärksten der alten Nationen und wir würden sie überholen. Wir würden soviele Menschen erreichen wie kein anderes Land und würden diese beeinflussen wie keine andere Regierung sie beeinflussen könnte. Und wir wären frei von allen Nationalismen. Gut, Demokratie würden wir nicht einführen. Wir würden als Team der Intelligentesten diese Nation regieren so wie wir sie aufgebaut haben. Weil wir wissen, was gut ist für die Menschen. Möchtest du nicht auch Mitglied dieser Nation sein?

Nein? Warum bist du es denn schon? Hast du noch nicht realisiert, wie wir dein Leben gestalten? Bei uns brauchst du keinen Pass. Falls du einen anderen hast, kannst du ihn bald beruhigt wegschmeissen, denn wir haben mehr über dich registriert als dein Staat, der dir den Pass ausgestellt hat. Glaube mir, unser Wissen über dich ist relevanter als alles was deine Wohngemeinde, deine Heimatgemeinde, dein Kanton und der Bund über dich weiss. Denn wir besitzen deine Daten. Daten die du uns freiwillig jeden Tag zukommen lässt. Weil du unsere AGBs entweder gar nicht gelesen oder deren Bedeutung überhaupt nicht verstanden hast. Siehst du. Bist du jetzt nicht ein guter Bürger, eine gute Bürgerin unserer Nation?

Inspiriert hat mich dieser Text wegen eines Gesprächs mit dem Institutsleiter eGovernment bei der Berner Fachhochschule und dem Vorwort von Google-Mitgründer Larry Page im Buch von Eric Schmidt und Jonathan Rosenberg mit dem Titel "Wie tickt Google?".
Enjoy!

Dienstag, 3. November 2015

Heimatschottland Heimatland

Heimatschottland war zu meiner Kinderzeit ein Ersatzfluch für Heilanddonner. Was man nicht in Anwesenheit Erwachsener sagen durfte. Von Erwachsenen habe ich es aber gelernt. Genauso wie heute die Jungen von Erwachsenen lernen über Ausländer zu fluchen oder sie gar zu hassen. 30% der Schweizer BürgerInnen haben diesen Herbst der Hasslinie der SVP zugestimmt, weil wir ein "Asylchaos" haben sollen.

Als ich ein Jugendlicher war, gingen wir auf die Strasse und demonstrierten gegen den Vietnam-Krieg, gegen den Militär-Umsturz in Chile. Wir waren Friedenstauben und lebten in Friede, Freude, Eierkuchen. Im Schweizer Film "Heimatland" ist keine Rede davon. Hier geht es in einer Parabel zur Sache. Nämlich der Analyse des Zustandes einer desorientierten Schweizer Bevölkerung, die sich von einer zahlungskräftigen Minderheit von 10% der stimmberechtigen Bevölkerung ins Boxhorn jagen lässt. Vor unserer Haustüre tobt seit vier Jahren ein Bürgerkrieg mit Millionen von vertriebenen Menschen, die sich diesen Herbst losgemacht haben aus ihren elenden Zeltstädten und sich auf den Weg nach Europa begaben. Wie eine Wolke treiben sie nach Mitteleuropa. Unheilsschwanger, alles bedrohend. So wird es im Film symbolisch dargestellt. Die beiden Jungregiesseure haben vor vier Jahren mit der Idee zu diesem Film begonnen. Da haben sie noch nicht wissen können, was wirklich auf Europa zukommen wird. Was sie wussten war, dass eine extremistische Politsekte das Schweizer Volk unablässig aufhetzt gegen andere Minderheiten, faschistoide Wahlkämpfe führt und so Schritt für Schritt die politische Agenda beherrscht, die jenseits der Wirklichkeit Themen setzt. Sinnlose, nur dem Zweck des unablässigen Machtaufbaus der Milliärdäre und Multimillionäre dienend. Im Herbst 2015 ist die Drohkulisse über dem Land Schweiz keine Fiktion mehr. Die Realität hat sie eingeholt. Soviel Fantasie hatten die 10 Filmemacher nicht, um nun eine Dystopie vorzulegen. Sie dokumentierten Realität. Ungewollt, aber mit zwingender Logik.

10 junge Filmautoren und -regiesseure haben gemeinsam einen dichten, manchmal schier unerträglich dichten Film produziert, dem jede Heiterkeit abgeht. Das sei schon verraten. Dort wo Hollywood etwa nach zwei Drittel des Filmes einen Höllenspektakel, generiert mittels Grafikcomputern, der uns seelische Erleichterung gebracht hätte, weil ja bei Hollywood die Guten in solchen Szenerien überleben, treibt Heimatland unbeirrt den Horror weiter. Und die "Guten" überleben es nicht, nur die "Zweitguten" entkommen dem, was in unseren Hirnen und Seelen schon längstens zum desaströsesten Sturm den wir je gesehen und überlebt haben. Auch das sei verraten. Ein richtig guter Kinofilm. Er sei hiermit dringend empfohlen.

Fazit: Unbedingt im Kino mit anderen Schweizern ansehen! Ich habe es auch getan und zwar mit Neo-Nationalrat Erich Hess und dem Ungewählten Thomas Fuchs. Sie haben es überlebt, ich habe sie überlebt.
Und: unbedingt die Karriere der Macher weiterverfolgen. Da sind Hochtalente am Werk gewesen. Und: nach dem Film sich sagen: Heilanddonner Schweiz, so kann es nicht weitergehen!