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Dienstag, 7. April 2015

Før snøen faller - Before Snowfall - Der Junge Siyar

Eine kurdisch-norwegische-deutsche Produktion über den Jungen Siyar, der sich auf gefährliche Europadurchquerung von Kurdistan bis Oslo begibt, um seine Schwester zu töten. Die Schwester besudelte die Familienehre, weil sie kurz vor ihrer vermittelten Hochzeit mit ihrem wirklichen Liebhaber durchbrannte. Bis nach Oslo, wo sie sich vor den Häschern, ausgesendet wegen einer mittelalterlichen Tradition, sicher fühlen sollte.

Für Siyar ist das Unterfangen eine Odysee, die ihn auf halben Weg schwimmend in einem Oeltankwagen nach Istanbul führt, wo er auf Evin trifft. Sie führt ihn in ein urbanes türkisches Leben ein, klaut ihm zuerst das Portemonnai und dann ganz sanft seine Seele. Gemeinsam machen sie sich auf und gelangen mit der Hilfe von Freunden aus dem kurdischen Dorf und finden dank professioneller Schlepper auf europäischen Boden. Nicht ohne mit diesen in Zwist zu geraten.

Via Berlin, wo Evin noch ihren Vater trifft und lernen muss, dass sie das Resultat eines Techtelmechtels zweier Freiheitskämpfer war und dass sie keine Familie hat, deren Ehre jemand verteidigen will. Irgendwann kommen sie in Oslo an und finden auch bald die Schwester von Siyar.

Der Film ist sehenswert und ertragenswert. Gradlinig und ehrlich erzählt wie damals der neorealistische italienische Film. Zwar sehen wir viel heruntergekommene Stadtteile oder unterentwickelte Gegenden in der Türkei und Kurdistan. Nie aber ist der Film voyeuristisch, nie ist er moralisch. Er beschreibt, klagt nicht an, beschönigt nichts und suhlt sich nicht im Elend. Als Mitteleuropäer sitze ich da und verstehe wenig von den Motiven des Siyars. Man mag sie einfach nicht glauben, nimmt sie einfach hin.

Ich gebe dem Der Junge Siyar, resp. Før snøen faller bei LetterboxD unter dem Titel Before Snowfall vier Sterne und ein Like.

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